Der erste Brief an Timotheus 1:1-20

1  Paulus, ein Apostel von Christus Jesus auf Anordnung von Gott, unserem Retter, und Christus Jesus, der unsere Hoffnung ist,+  an Timọtheus,+ ein echtes Kind+ im Glauben: Ich wünsche dir unverdiente Güte und Barmherzigkeit und Frieden von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn.  Als ich nach Mazedọnien aufbrach, habe ich dich ermutigt, in Ẹphesus zu bleiben. Das tue ich jetzt wieder, damit du gewisse Leute anweist, keine andere Lehre zu lehren  noch unwahren Geschichten+ und Abstammungsverzeichnissen Aufmerksamkeit zu schenken. So etwas führt zu nichts Nützlichem.+ Es lässt nur Spekulationen aufkommen, statt etwas von Gott beizutragen, was mit Glauben in Verbindung steht.  Das Ziel dieses Auftrags ist Liebe+ aus reinem Herzen+ und gutem Gewissen+ und ungeheucheltem+ Glauben.+  Einige sind davon abgewichen und haben sich sinnlosem Gerede zugewandt.+  Sie wollen Gesetzeslehrer+ sein, verstehen aber weder das, was sie sagen, noch das, worauf sie so nachdrücklich bestehen.  Nun wissen wir, dass das Gesetz gut ist, sofern man es richtig anwendet  und anerkennt, dass Gesetze nicht für gerechte Menschen gemacht sind, sondern für Gesetzlose+ und Rebellen, für Gottlose und Sünder, für Untreue* und Unheilige, für solche, die ihren Vater, ihre Mutter oder andere umbringen, 10  für Menschen, die sexuell unmoralisch handeln, für Männer, die Homosexualität praktizieren, für Entführer, Lügner, falsch Schwörende* und alles, was sonst noch der gesunden* Lehre+ entgegensteht, 11  einer Lehre, die der herrlichen guten Botschaft des glücklichen Gottes entspricht, die mir anvertraut wurde.+ 12  Ich bin Christus Jesus, unserem Herrn, der mir Kraft gegeben hat, dankbar, weil er mich als treu angesehen und mir eine Dienstaufgabe zugewiesen hat,+ 13  obwohl ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein unverschämter Mensch war.+ Doch mir wurde Barmherzigkeit erwiesen, weil ich in Unwissenheit und im Unglauben handelte. 14  Die unverdiente Güte unseres Herrn ist außerordentlich überströmend gewesen zusammen mit Glauben und mit der Liebe, die in Christus Jesus ist. 15  Folgende Aussage ist vertrauenswürdig und verdient es, voll und ganz angenommen zu werden: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten.+ Unter diesen stehe ich an erster Stelle.+ 16  Trotzdem wurde mir Barmherzigkeit erwiesen, damit Christus Jesus besonders durch mich seine ganze Geduld zeigen könnte. So machte er mich zu einem Beispiel für die, die ihren Glauben auf ihn stützen werden, um ewig zu leben.+ 17  Der König der Ewigkeit+ nun, der unvergängliche,+ unsichtbare,+ alleinige Gott,+ soll für immer und ewig geehrt und verherrlicht werden. Amen. 18  Diesen Auftrag vertraue ich dir an, mein Kind Timọtheus, in Übereinstimmung mit den Prophezeiungen, die über dich gemacht wurden, damit du durch diese den guten Kampf fortsetzt+ 19  und dabei den Glauben und ein gutes Gewissen bewahrst.+ Dieses haben einige verdrängt und dadurch in ihrem Glauben Schiffbruch erlitten. 20  Zu ihnen gehören Hymenạ̈us+ und Alexander. Ich habe sie Satan übergeben,+ damit sie durch Erziehung gelehrt werden, nicht zu lästern.

Fußnoten

Oder „solche, denen es an loyaler Liebe fehlt“.
Oder „solche, die einen Meineid schwören“.
Oder „wohltuenden; nützlichen“.

Studienanmerkungen

Der erste Brief an Timotheus: Titel wie dieser waren offensichtlich nicht im Originaltext enthalten. Wie alte Handschriften zeigen, wurden sie später hinzugefügt, zweifellos um die Briefe leichter auseinanderhalten zu können. Im Codex Sinaiticus, einer bedeutenden Handschrift aus dem 4. Jh., steht z. B. am Ende des Briefes: „An Timotheus 1“. Ähnliches steht auch in anderen alten Handschriften.

Gott, unserem Retter: Im 1. Timotheusbrief und im Titusbrief bezieht sich das Wort „Retter“ sechs Mal auf Jehova Gott (hier sowie in 1Ti 2:3; 4:10; Tit 1:3; 2:10; 3:4). Sonst gibt es in den Christlichen Griechischen Schriften nur zwei weitere Stellen, wo das der Fall ist (Luk 1:47; Jud 25). In den Hebräischen Schriften wird Jehova oft als „Retter“ seines Volkes, der Israeliten, bezeichnet (Ps 106:8, 10, 21; Jes 43:3, 11; 45:15, 21; Jer 14:8). Da Jesus derjenige ist, durch den Jehova die Menschen von Sünde und Tod befreit, wird er ebenfalls als „Retter“ bezeichnet (Apg 5:31; 2Ti 1:10) und sogar als der „Hauptvermittler ihrer Rettung“ (Heb 2:10). Der Name Jesus bedeutet „Jehova ist Rettung“. Diesen Namen bekam Gottes Sohn auf Anweisung eines Engels. Der Engel sagte: „Denn er wird sein Volk von Sünden befreien“ (Mat 1:21 und Anm.). Somit hebt schon Jesu Name hervor, dass die Rettung, die durch ihn ermöglicht wird, letztlich von Jehova kommt. Manchmal werden sogar Vater und Sohn in derselben Passage als „Retter“ bezeichnet (Tit 2:11-13; 3:4-6). In den Hebräischen Schriften wird das hebräische Wort für „Retter“ sowie das entsprechende griechische Wort in der Septuaginta auch für Menschen gebraucht, die Gottes Volk vor Feinden retteten (Ri 3:9, 15; Ne 9:27).

Christus Jesus, der unsere Hoffnung ist: Für Paulus war Jehova „der Gott, der Hoffnung gibt“ (Rö 15:13). Doch hier erinnert er Timotheus daran, dass Jehova Christen diese sichere Hoffnung durch Jesus gegeben hat. Durch Jesus wird jedes Versprechen Jehovas wahr und ewiges Leben möglich. (Siehe 2Ko 1:20 und Anm.; 1Pe 1:3, 4.)

Timotheus: Bedeutet „Gott Ehrender“. (Siehe Anm. zu Apg 16:1.)

ein echtes Kind im Glauben: In dieser liebevollen Anrede kommen die väterlichen Gefühle zum Ausdruck, die Paulus für Timotheus hatte. Aus der Bibel geht nicht hervor, ob Timotheus und seine Familie die gute Botschaft durch Paulus kennengelernt hatten. Timotheus war allerdings noch recht jung, als er Paulus auf seinen Reisen begleiten durfte (Apg 16:1-4). Deshalb betrachtete Paulus ihn als sein „Kind im Glauben“. (Vgl. Tit 1:4.) Als Paulus diesen Brief schrieb, verband sie schon mindestens 10 Jahre lang eine enge Freundschaft (1Ko 4:17; Php 2:20-22).

Ich wünsche dir unverdiente Güte und Barmherzigkeit und Frieden: Siehe Anm. zu Rö 1:7.

in Ephesus zu bleiben: Dieser Vers liefert wertvolle Hintergrundinformationen zum 1. Timotheusbrief. Als Timotheus ihn erhielt, diente er als Aufseher in der Versammlung in Ephesus; Paulus kannte die Brüder und Schwestern dort gut (Apg 19:1, 9, 10; 20:31). Er ermutigt Timotheus, weiter in Ephesus zu bleiben, um gewisse Leute anzuweisen, „keine andere Lehre zu lehren“. Paulus schrieb den Brief zwischen seiner ersten und zweiten Haft in Rom, d. h. zwischen 61 und 64 u. Z. (Siehe Einführung in 1. Timotheus und Mediengalerie, „Reisen von Paulus nach ca. 61 u. Z.“.)

keine andere Lehre zu lehren: Paulus gab Timotheus einen wichtigen Auftrag: Er sollte in der Versammlung in Ephesus gewisse Leute anweisen, nichts anderes zu lehren als das, was Jesus und die von Jesus eingesetzten Männer lehrten. Paulus gebraucht für „anweisen“ ein Verb, das auch „strengstens befehlen“ bedeuten kann. An seinem Auftrag erkennt man, dass er über lange Zeit hinweg entschieden gegen Abtrünnigkeit vorging. (Siehe Anm. zu 2Th 2:3.) Schon einige Jahre früher (um 56 u. Z.) hatte Paulus die Ältesten in Ephesus vor „gefährlichen Wölfen“ gewarnt: Innerhalb der Ältestenschaft würden sich „Männer erheben und verdrehte Dinge reden, um die Jünger hinter sich her wegzuziehen“ (Apg 20:29, 30). In anderen Briefen warnte er Christen vor „einer anderen guten Botschaft“ (Gal 1:6 und Anm.; 2Ko 11:4). Inzwischen verbreiteten einige in der Versammlung in Ephesus offensichtlich falsche Lehren.

unwahren Geschichten: Wtl. „Mythen“. In 2Ti 4:4 stellt Paulus unwahre Geschichten der Wahrheit gegenüber. Das griechische Wort mýthos kann einem Wörterbuch zufolge auch mit „erdichtete Geschichte“, „Sage“, „Fabel“ übersetzt werden. In den Christlichen Griechischen Schriften hat es immer einen negativen Beigeschmack. Paulus könnte Sensationsmeldungen im Sinn gehabt haben oder abenteuerliche Legenden, die falsche religiöse Vorstellungen förderten (Tit 1:14; 2Pe 1:16; siehe Anm. zu 1Ti 4:7). Christen sollten solchen unwahren Geschichten keine Aufmerksamkeit schenken. Sie haben keinen Mehrwert – im Gegenteil, meist lenken sie von der Wahrheit aus Gottes Wort ab (2Ti 1:13).

Abstammungsverzeichnissen: Paulus könnte an Familienstammbäume gedacht haben. Vielleicht gaben manche Christen mit ihrem Wissen auf diesem Gebiet an oder waren stolz auf ihre Abstammung. Die Recherche und Diskussion solcher Themen konnte nichts Nützliches zu ihrem Glauben beitragen, sondern lenkte eher ab. Für jüdische Christen gab es keinen Grund mehr, sich mit ihrer Abstammung zu beschäftigen, da in der Christenversammlung Juden und Nichtjuden vor Gott gleich waren (Gal 3:28). Dagegen ist es für Christen wertvoll, dass sie Jesu Abstammungslinie über David zurückverfolgen können (Mat 1:1-17; Luk 3:23-38).

Spekulationen: Paulus spricht hier eine Gefahr an, die von der Beschäftigung mit unwahren Geschichten und Abstammungsverzeichnissen ausgeht. (Siehe Anm. zu unwahren Geschichten und Abstammungsverzeichnissen in diesem Vers.) Das entsprechende griechische Wort kann unter anderem „sinnlose Überlegungen“ bedeuten. Einem Nachschlagewerk zufolge geht es um „Streitfragen, die keinen Wert haben und auf die es keine Antwort gibt“. Paulus unterscheidet zwischen Spekulationen und „etwas von Gott …, was mit Glauben in Verbindung steht“, also logischen Schlussfolgerungen, die eine biblische Grundlage haben und den Glauben stärken können (Apg 19:8; 1Ko 1:10). Er warnt davor, über sinnlose Fragen zu grübeln, da das nicht zur Einheit, sondern zu Spaltungen führt.

Ziel: Oder „Zweck“, „Erfüllung“. (Siehe Anm. zu Rö 10:4.)

Auftrags: Oder „Anweisung“, „Anordnung“, „Befehls“. Paulus bezieht sich damit auf etwas, das er Timotheus bereits früher gesagt hatte. Er sollte gewisse Leute in der Versammlung anweisen, „keine andere Lehre zu lehren noch unwahren Geschichten … Aufmerksamkeit zu schenken“ (1Ti 1:3, 4). Ein Lexikon definiert das entsprechende griechische Wort als „etw[as], das getan werden muss“. Paulus verwendet dieses und verwandte Wörter in seinem Brief mehrfach (1Ti 1:18; 4:11; 5:7; 6:13, 17).

Liebe aus reinem Herzen: Wie Paulus zeigt, ist selbstlose christliche Liebe eng verbunden mit einem „reinen Herzen“, einem „guten Gewissen“ und „ungeheucheltem Glauben“. Wer ein „reines Herz“ hat, ist tief im Innern rein – seine moralischen Werte und Glaubensansichten stimmen mit Gottes Wort überein. Er hat aufrichtige Beweggründe und ist Jehova völlig ergeben (Mat 5:8 und Anm.). Ein reines Herz bewegt einen Christen dazu, anderen mit echter Liebe zu begegnen.

Liebe aus … gutem Gewissen: Gott hat dem Menschen ein Gewissen gegeben, die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Mit dem Gewissen kann man die eigenen Gedanken, Gefühle und Taten bewerten. Unvollkommene Menschen brauchen Gottes Wort, um ihr Gewissen zu schärfen. Nur so können sie Dinge richtig beurteilen, nämlich nach Gottes Maßstäben für Richtig und Falsch. Weil sich Christen nach Gottes Willen ausrichten und tun, was richtig ist, haben sie ein gutes Gewissen. Sie brauchen sich nicht wegen vergangener Sünden schuldig zu fühlen, schließlich haben sie bereut und sich geändert (1Pe 3:16, 21; siehe Anm. zu Rö 2:15). Mit einem guten Gewissen ist es leichter, andere selbstlos zu lieben.

Liebe aus … ungeheucheltem Glauben: Paulus wusste genau, wie heuchlerisch die Pharisäer waren und welchen Schaden ihr Verhalten anrichtete (Apg 26:4, 5; vgl. Mat 23:13). Er warnt Timotheus vor der Unaufrichtigkeit und Heuchelei anderer (1Ti 4:1, 2). Die griechischen Wörter für „Heuchelei“ oder „heucheln“ bezogen sich ursprünglich auf Schauspieler, die ihre Gesichter hinter Masken versteckten und so in demselben Stück verschiedene Rollen spielen konnten. (Siehe Anm. zu Mat 6:2.) Das hier mit „ungeheuchelt“ wiedergegebene Wort wird definiert als „ohne Schauspielerei“ oder „ohne sich zu verstellen“. Paulus zeigt: Echter, aufrichtiger Glaube macht es Christen leichter, andere selbstlos zu lieben.

Sie wollen Gesetzeslehrer sein: Damit bezieht sich Paulus auf Personen, die in der Versammlung Lehrer sein wollten, weil sie dachten, das würde ihnen Ansehen und Autorität verleihen. Ihr egoistischer Ehrgeiz machte sie ungeeignet, als Lehrer und Hirten für die Herde Gottes eingesetzt zu werden. Wer dagegen aus Liebe seinen Brüdern als Lehrer dienen möchte und die biblischen Erfordernisse erfüllt, „strebt … nach guter Arbeit“ (1Ti 3:1).

dass das Gesetz gut ist, sofern man es richtig anwendet: Zur Zeit von Paulus lehrten einige, dass sich Christen weiter an das mosaische Gesetz halten müssten, um gerettet zu werden. Wer das behauptete, wendete das Gesetz falsch an. Für Christen gilt das mosaische Gesetz nicht mehr; sie vertrauen auf die rettende Kraft des Lösegelds Christi (Gal 2:15, 16). Dennoch ist es für Christen gut, sich mit dem Gesetz zu beschäftigen – vorausgesetzt, sie wenden die darin enthaltenen Grundsätze „richtig“ (wtl. „gesetzmäßig“) an. Das Gesetz ist von Wert, weil es ein „Schatten der künftigen guten Dinge“ ist, die mit Jesus Christus zu tun haben (Heb 10:1). Es zeigt, wie sehr die Menschheit auf Christi Sühnopfer angewiesen ist (Gal 3:19). Und vor allem ermöglicht es einen Einblick in Jehovas Denkweise (2Mo 22:21; 3Mo 19:15, 18; Rö 7:12).

dass Gesetze nicht für gerechte Menschen gemacht sind: Christen sind vor Gott gerecht, weil sie seinen Maßstab für Richtig und Falsch akzeptieren und sich gern von seinem Geist leiten lassen (Gal 5:16-23). Sie brauchen keine umfangreiche Regelsammlung wie das mosaische Gesetz, sondern folgen einem viel besseren Gesetz: dem „Gesetz des Christus“, das sich auf Liebe gründet (Gal 6:2 und Anm.).

Menschen, die sexuell unmoralisch handeln: Siehe Anm. zu 1Ko 5:9; Gal 5:19.

Männer, die Homosexualität praktizieren: Oder „Männer, die Sex mit Männern haben“. Wtl. „Männer, die bei Männern liegen“. (Siehe Anm. zu 1Ko 6:9.)

der herrlichen guten Botschaft: Die gute Botschaft ist inhaltlich so großartig, dass sie mit Recht als „herrlich“ bezeichnet werden kann. Sie offenbart z. B. die unbeschreiblich schöne Persönlichkeit ihres Autors Jehova. Der „glückliche Gott“ hat der Menschheit die Hoffnung auf Rettung durch Jesus Christus geschenkt. Kein Wunder, dass Paulus es als Ehre empfand, diese gute Botschaft verkünden zu dürfen. (Siehe Anm. zu 2Ko 4:46.)

des glücklichen Gottes: Wie Paulus zeigt, ist Jehova glücklich. Das ist ein wesentliches Merkmal seiner Persönlichkeit. Er hat schon immer existiert und war dabei immer glücklich, auch als er allein war (Mal 3:6). Die Bindung zu seinem erstgeborenen Sohn trug ebenfalls zu seinem Glück bei (Spr 8:30). Obwohl durch die Rebellion des Teufels viel Schaden angerichtet wurde, ist Jehova weiter glücklich und freut sich, wenn er sieht, dass seine Diener loyal zu ihm halten (Spr 27:11). Bei einem Treffen mit den Ältesten aus Ephesus zitierte Paulus folgende Worte von Jesus: „Geben macht glücklicher als Empfangen“ (Apg 20:35 und Anm.). Das ist einer der Gründe, weshalb Jehova „der glückliche Gott“ ist – kein anderer gibt so viel wie er (Ps 145:16; Jes 42:5). Wer Jehova anbetet und sich ihn zum Vorbild nimmt, kann ebenfalls glücklich sein (Eph 5:1). In Ps 1:1, 2 wird gesagt, dass es glücklich macht, im Gesetz Jehovas zu lesen (dort steht in der Septuaginta dasselbe griechische Wort wie im vorliegenden Vers). Und Jesus zeigt in der Bergpredigt wiederholt, dass Diener Gottes sogar trotz persönlicher Schwierigkeiten und Verfolgung glücklich sein können (Mat 5:3-11; siehe Anm. zu Mat 5:3; Rö 4:7).

Ich bin Christus Jesus … dankbar: Für Paulus war die ihm anvertraute Dienstaufgabe ein Liebes- und Vertrauensbeweis von Jesus und ein Zeichen seiner Barmherzigkeit. Früher war Paulus „ein Verfolger und ein unverschämter Mensch“; er war sogar mit der Ermordung von Stephanus einverstanden gewesen (1Ti 1:13; Apg 6:8; 7:58; 8:1, 3; 9:1, 2). Aus Dankbarkeit für Jesu Barmherzigkeit setzte Paulus nun alles daran, anderen zu helfen, Jehova näherzukommen. Er machte z. B. mit Begeisterung die gute Botschaft bekannt. (Siehe Anm. zu Rö 11:13.)

Die unverdiente Güte unseres Herrn: Paulus war sich immer noch schmerzlich bewusst, dass er Christen verfolgt hatte. Doch er konzentrierte sich auf das Positive – auf die unverdiente Güte, die Jehova ihm trotz allem erwies. (Siehe Anm. zu Apg 13:43; 1Ko 15:10; Gal 2:20.) Das betont er mit den Worten: „Die unverdiente Güte unseres Herrn ist außerordentlich überströmend gewesen.“ Dabei gebraucht er im Griechischen ein Verb, mit dem beschrieben werden kann, dass ein Gefäß überläuft. Ein Nachschlagewerk definiert es als „über [die] Maßen überströmen“.

Unter diesen stehe ich an erster Stelle: Diese Aussage zeugt von echter Demut und einer starken Hoffnung. Demütig verharmloste Paulus nicht, dass er die Christen früher verfolgt hatte. Andererseits blickte er trotz seiner schweren Sünden hoffnungsvoll in die Zukunft. Er war überzeugt: „Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten.“ (Vgl. Mat 9:13.)

machte er mich zu einem Beispiel: Nachdem Paulus von Jesu Barmherzigkeit ihm gegenüber gesprochen hat, zeigt er nun, was Christen daraus lernen können. Sein Beispiel kann sie in dem Vertrauen bestärken, dass Sündenvergebung möglich ist. Paulus war ein lebender Beweis für die Barmherzigkeit Gottes durch Christus. Besonders an ihm wurde deutlich: Wer aufrichtig bereut, dem vergibt Gott sogar schwere Sünden.

König der Ewigkeit: Wtl. „König der Zeitalter“. Dieser Titel gebührt einzig und allein Jehova Gott. Er wird auch als „der Alte an Tagen“ bezeichnet (Da 7:9, 13, 22). Jehova existierte bereits unendlich lange, bevor irgendjemand oder irgendetwas ins Dasein kam, und er wird auch bis in alle Ewigkeit existieren (Ps 90:2). Deshalb ist Jehova der Einzige, der einen „ewigen Vorsatz“ fassen und verwirklichen kann (Eph 3:11 und Anm.). Und nur Jehova kann „ewiges Leben“ schenken (Joh 17:3; Tit 1:2). Der Titel „König der Ewigkeit“ kommt auch in Off 15:3 vor, und zwar in „dem Lied von Moses, dem Sklaven Gottes, und dem Lied des Lammes“. Laut 2Mo 15:18 sangen Moses und die Israeliten: „Jehova wird für immer und ewig als König regieren“ (Ps 10:16; 29:10; 146:10).

Amen: Siehe Anm. zu Rö 1:25.

Auftrag: Oder „Anweisung“, „Anordnung“, „Befehl“. (Siehe Anm. zu 1Ti 1:5.)

mein Kind: Eine liebevolle Anrede, die Paulus gern nutzt (2Ti 1:2; Tit 1:4; Phm 10; siehe Anm. zu Mat 9:2; 1Ti 1:2).

in Übereinstimmung mit den Prophezeiungen, die über dich gemacht wurden: Timotheus wird hier an Prophezeiungen erinnert, die unter dem Einfluss von Gottes Geist geäußert wurden und offensichtlich seine Rolle in der Versammlung betrafen. (Siehe Anm. zu 1Ti 4:14.) Dabei ging es vielleicht um die Berechtigung, bestimmte Aufgaben auszuführen. Wie Paulus schreibt, konnte Timotheus nämlich durch diese (die Prophezeiungen) weiterhin gegen falsche Lehrer vorgehen.

den guten Kampf fortsetzt: Wie schon in 2Ko 10:3 vergleicht Paulus auch hier die Verteidigung der Versammlung vor gefährlichen Einflüssen mit einem Kampf oder Krieg. Timotheus hatte die Aufgabe, die Versammlung vor Personen zu schützen, die falsche Lehren verbreiten wollten (1Ti 1:3, 4; siehe Anm. zu 2Ko 10:3).

in ihrem Glauben Schiffbruch erlitten: Paulus zeigt, wie gefährlich es ist, wenn jemand sein Gewissen – und damit auch seinen Glauben – verdrängt, d. h. bewusst ignoriert. Dazu verwendet er ein ausdrucksstarkes Sprachbild: Er vergleicht den Verlust des Glaubens mit einem Schiffbruch. In einem früheren Brief erwähnt Paulus drei Schiffbrüche, die er überlebt hatte (2Ko 11:25 und Anm.). Als er den 1. Timotheusbrief schrieb, war mindestens ein weiterer hinzugekommen (Apg 27:27-44). Paulus wusste also aus eigener Erfahrung, wie gefährlich Schiffbrüche sein können. Entsprechend warnt er davor, dass jemand, der seinen Glauben bewusst aufgibt, ihn möglicherweise unwiederbringlich verliert. Doch nicht jeder Schiffbruch geht tödlich aus. Selbst wenn jemand seinen Glauben völlig verloren hat, kann er ihn wiedergewinnen – vorausgesetzt, er lässt sich helfen (Gal 6:1; Jak 5:14, 15, 19, 20).

Zu ihnen gehören Hymenäus und Alexander: Diese Männer hatten „in ihrem Glauben Schiffbruch erlitten“ (1Ti 1:19). Offensichtlich verbreiteten sie falsche Lehren. Wie Paulus in 2Ti 2:16-18 erwähnt, behaupteten Hymenäus und Philetus z. B., die Auferstehung habe bereits stattgefunden. Dadurch untergruben sie den Glauben einiger Christen. (Siehe Anm. zu 2Ti 2:18.) Bei Alexander handelte es sich möglicherweise um den gleichnamigen Kupferschmied aus 2Ti 4:14, 15. Paulus schreibt, Alexander habe sich der guten Botschaft „äußerst heftig widersetzt“ und ihm „sehr geschadet“. (Siehe Anm. zu 2Ti 4:14.) Aus den Worten „zu ihnen gehören“ kann man schließen, dass sich damals schon etliche vom Glauben abgewendet hatten und einen schlechten Einfluss auf die Versammlung ausübten.

Ich habe sie Satan übergeben: Damit ist offenbar gemeint, dass die Betreffenden aus der Versammlung ausgeschlossen wurden. Diese Maßnahme war nötig, weil die Männer, die Paulus erwähnt, mit voller Absicht sündigten und keine Reue zeigten. (Siehe Anm. zu 1Ko 5:5.)

durch Erziehung gelehrt: Reuelose Sünder werden unter anderem deshalb dem „Satan übergeben“, d. h. aus der Versammlung ausgeschlossen, weil sie daraus lernen sollen. (Siehe Anm. zu Ich habe sie Satan übergeben in diesem Vers.) Die beiden Männer, um die es hier geht, hatten „in ihrem Glauben Schiffbruch erlitten“ und sollten durch den Gemeinschaftsentzug lernen, „nicht zu lästern“. (Siehe Anm. zu 1Ti 1:19.) Das Ganze war also nicht nur eine Bestrafung, sondern auch eine Erziehungsmaßnahme. Gemäß einem Nachschlagewerk verleiht Paulus hier seiner „Hoffnung Ausdruck …, dass sie … von ihren bösen Wegen ablassen“.

zu lästern: Oder „abfällig zu reden“. (Siehe Anm. zu Mat 12:31; Kol 3:8.)

Medien

Einführung in das Bibelbuch 1. Timotheus (Video)
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