An die Epheser 6:1-24

6  Ihr Kinder, hört auf* eure Eltern,+ wie es dem Willen des Herrn entspricht, denn das ist gerecht.  „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“+ So lautet das erste Gebot mit einem Versprechen:  „Damit es dir gut geht* und du lange Zeit auf der Erde bleibst.“  Und ihr Väter, provoziert eure Kinder nicht,+ sondern erzieht+ sie weiter nach den Maßstäben und der Anleitung Jehovas.+  Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren+ wie dem Christus mit Furcht und Zittern und mit von Herzen kommender Aufrichtigkeit –  nicht nur, wenn ihr beobachtet werdet, also um Menschen zu gefallen,+ sondern als Sklaven von Christus, die den Willen Gottes mit ganzer Seele ausführen.+  Habt als Sklaven eine gute Einstellung, als würdet ihr Jehova dienen+ und nicht Menschen.  Ihr wisst ja, dass jeder, der in irgendeiner Form Gutes tut, es von Jehova zurückerhalten wird,+ ob er ein Sklave ist oder ein freier Mensch.  Auch ihr Herren, behandelt eure Sklaven im gleichen Sinn und droht ihnen nicht.+ Denn wie ihr wisst, haben sie den gleichen Herrn im Himmel wie ihr,+ und bei ihm gibt es keine Parteilichkeit. 10  Schließlich werdet weiter stark+ im Herrn und in seiner gewaltigen Kraft. 11  Legt die vollständige Waffenrüstung Gottes an,+ damit ihr den hinterhältigen Angriffen des Teufels+ standhalten könnt. 12  Denn wir kämpfen+ nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Regierungen, gegen die Autoritäten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geistermächte+ in den himmlischen Bereichen.+ 13  Nehmt deshalb die vollständige Waffenrüstung Gottes,+ damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten* und, nachdem ihr alles getan habt, standhalten könnt. 14  Steht also fest da mit dem Gürtel der Wahrheit um eure Hüften,+ tragt den Brustpanzer der Gerechtigkeit,+ 15  und habt die Bereitschaft, die gute Botschaft des Friedens bekannt zu machen, als Schuhe an euren Füßen.+ 16  Nehmt außerdem den großen Schild des Glaubens,+ mit dem ihr alle brennenden Pfeile des Bösen auslöschen könnt.+ 17  Nehmt auch den Helm der Rettung+ entgegen und das Schwert des Geistes, Gottes Wort.+ 18  Betet dabei weiterhin+ bei jeder Gelegenheit im Geist+ mit jeder Art von Gebet und Flehen. Bleibt dazu wach und fleht ständig für alle Heiligen. 19  Betet auch für mich, dass mir die richtigen Worte in den Mund gelegt werden, damit ich mutig sprechen und das heilige Geheimnis der guten Botschaft bekannt machen kann,+ 20  für die ich als Gesandter+ in Ketten bin,+ und dass ich mutig und offen darüber rede, wozu ich verpflichtet bin. 21  Damit ihr nun auch über mich Bescheid wisst, wie es mir geht, wird euch Tỵchikus,+ ein lieber Bruder und treuer Diener im Herrn, alles mitteilen.+ 22  Ich schicke ihn zu euch, damit ihr erfahrt, wie es uns geht, und damit er eure Herzen tröstet. 23  Ich wünsche den Brüdern Frieden und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. 24  Die unverdiente Güte soll alle begleiten, die unseren Herrn Jesus Christus in Unvergänglichkeit lieben.

Fußnoten

Oder „gehorcht“.
Oder „du gedeihst“.
Oder „widerstehen“, „die Stellung halten“.

Studienanmerkungen

wie es dem Willen des Herrn entspricht: Wtl. „im Herrn“. In einigen Manuskripten fehlen diese Worte, doch die längere Lesart ist besser belegt.

gerecht: Siehe Worterklärungen zu „Gerechtigkeit“.

Ehre deinen Vater und deine Mutter: Paulus zitiert hier das fünfte Gebot und zeigt damit, dass es nicht nur für Juden unter dem mosaischen Gesetz galt, sondern dass auch Christen ihre Eltern ehren bzw. respektieren müssen (2Mo 20:12; 5Mo 5:16). Dieses Gebot war das erste Gebot mit einem Versprechen. Es verhieß denen, die sich daran hielten, ein langes und gutes Leben (Eph 6:3).

provoziert eure Kinder nicht: Das mit „provozieren“ übersetzte griechische Verb könnte man auch mit „zum Zorn reizen“, „zornig machen“ wiedergeben. Hier geht es nicht unbedingt um Kleinigkeiten, mit denen unvollkommene Eltern ihre Kinder versehentlich verärgern könnten. Laut einem Nachschlagewerk spricht dieser Vers von der „übereilten, rohen, launischen Behandlung von Kindern, sodass ... sie sich zurückgestoßen fühlen und zu Widerstand, Trotz und Bitterkeit verleitet werden“. (Vgl. Kol 3:21.)

erzieht sie weiter nach den Maßstäben: Wtl. „zieht sie auf in der Erziehung“. Das griechische Wort für „Erziehung“ (paidéia) ist mit dem Wort für „Kind“ (pais) verwandt. Der Begriff paidéia schließt also alles ein, was zur Kindererziehung gehört, unter anderem Anleitung, das Vermitteln von Bildung, Korrektur und manchmal auch liebevolle, aber konsequente Erziehungsmaßnahmen. Ein Lexikon definiert dieses Wort als „das Vermitteln von Anleitung für ein verantwortungsvolles Leben, Erziehung, Schulung, Unterweisung“.

nach den Maßstäben und der Anleitung Jehovas: Jehova weiß am allerbesten, wie man Kinder richtig erzieht. Als Moses das Volk Israel aufforderte: „Liebe Jehova … mit deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele und deiner ganzen Kraft“, wies er sie auch an, ihren Kindern die Worte Jehovas einzuprägen (5Mo 6:5-8). Von Jehova heißt es, dass er seine Diener erzieht (5Mo 11:2; Spr 3:11, 12; Heb 12:6; zum Gebrauch des Gottesnamens in diesem Vers siehe Anh. C3, Einleitung, Eph 6:4).

Anleitung: Oder „Ermahnung“, „Führung“, „Schulung“. Der entsprechende griechische Begriff nouthesía setzt sich aus den Wörtern nous („Verstand“, „Sinn“) und títhēmi („setzen“, „stellen“, „legen“) zusammen. Im vorliegenden Vers ist damit gemeint, dass Väter die Denkweise Jehovas in ihre Kinder „hineinlegen“ sollen. Mit anderen Worten: Es geht darum, Kindern beizubringen, wie Gott denkt.

euren irdischen Herren: Paulus fordert Christen, die Sklaven waren, dazu auf, ihren „irdischen [wtl. „fleischlichen“] Herren“ zu gehorchen. Weder Sklaven noch ihre Herren durften vergessen, dass sie alle „den gleichen Herrn im Himmel“ hatten (Eph 6:9).

nicht nur, wenn ihr beobachtet werdet, also um Menschen zu gefallen: Wtl. „nicht mit Augendienerei wie solche, die versuchen Menschen zu gefallen“. Ein Christ, der als Sklave diente, sollte nicht nur gehorchen oder hart arbeiten, wenn sein Herr in der Nähe war, etwa um einen guten Eindruck zu erwecken. Vielmehr sollte er sich aus Ehrfurcht vor Jehova „mit ganzer Seele“ einsetzen (Eph 6:5-8; Kol 3:22-25).

mit ganzer Seele: Die entsprechende griechische Formulierung kommt in den Christlichen Griechischen Schriften noch ein Mal in Kol 3:23 vor. Das Wort „Seele“ bezeichnet hier den gesamten Menschen mit seinen körperlichen und geistigen Fähigkeiten; manche Bibeln geben diesen Ausdruck deshalb mit „von Herzen“ oder „mit ganzer Hingabe“ wieder. Tut man etwas „mit ganzer Seele“, dann ist das ganze Ich beteiligt oder das ganze Leben betroffen. Man schöpft alle seine Fähigkeiten aus und setzt seine gesamte Kraft ein (5Mo 6:5; Mat 22:37; Mar 12:29, 30; siehe Worterklärungen zu „Seele“).

als würdet ihr Jehova dienen und nicht Menschen: Im Zusammenhang rät Paulus Sklaven, die Christen geworden waren, ihren „irdischen Herren“ zu gehorchen (Eph 6:5). Sie sollten ihnen „als Sklaven von Christus“ dienen, „die den Willen Gottes mit ganzer Seele ausführen“ (Eph 6:6). Paulus betont, dass sie bei sämtlichen Arbeiten immer an ihr Verhältnis zu Jehova Gott denken sollten. Wenn sie ihren irdischen Herren bzw. Besitzern gehorchten und ihnen Ehre erwiesen, konnten sie verhindern, dass „vom Namen Gottes … abfällig geredet“ wurde (1Ti 6:1). Im Kolosserbrief, den Paulus etwa zeitgleich mit seinem Brief an die Epheser verfasste, gibt er den gleichen Rat (Kol 3:22-24; siehe „Einführung in Epheser“; zum Gebrauch des Gottesnamens in diesem Vers siehe Anh. C3, Einleitung, Eph 6:7).

es von Jehova zurückerhalten: Jehova wird in der Bibel immer wieder als jemand beschrieben, der die guten Taten seiner treuen Diener belohnt. Beispiele findet man in Ru 2:12, Ps 24:1-5 und Jer 31:16. Auch Jesus beschreibt seinen Vater als Belohner (Mat 6:4; Luk 6:35; zum Gebrauch des Gottesnamens in diesem Vers siehe Anh. C3, Einleitung, Eph 6:8).

ein freier Mensch: Siehe Worterklärungen zu „Freier Mensch; Freigelassener“.

vollständige Waffenrüstung: Das entsprechende griechische Wort panoplía bezeichnet die gesamte Kampfausrüstung eines Fußsoldaten zur Verteidigung und zum Angriff. Wahrscheinlich hatte Paulus bei der Beschreibung dieser Waffenrüstung einen römischen Soldaten im Sinn (Eph 6:13-17). Soldaten in voller Ausrüstung waren überall im Römischen Reich präsent. Doch mit Sicherheit hätte Paulus sie in der Kaserne der Prätorianer gesehen, wohin man ihn offenbar bei seiner Ankunft in Rom brachte (Apg 27:1; 28:16). Weil Christen keinen buchstäblichen, sondern einen geistigen Kampf führen, benötigen sie eine spezielle Waffenrüstung, die Waffenrüstung Gottes (Eph 6:12; siehe Worterklärungen zu „Rüstung“ und Mediengalerie, „Waffenrüstung eines römischen Soldaten“).

den hinterhältigen Angriffen: Oder „den listigen Plänen“, „den Machenschaften“. Das griechische Wort für „hinterhältige Angriffe“ kommt in den Christlichen Griechischen Schriften zwei Mal vor, jeweils in einem negativen Sinn. Hier beschreibt es die ausgeklügelten Methoden und Taktiken, die der Teufel anwendet, um Gottes Diener zu Fall zu bringen. In Eph 4:14 ist es in dem Ausdruck „listige Täuschungsmanöver“ enthalten.

kämpfen: Das entsprechende griechische Substantiv steht in den Christlichen Griechischen Schriften nur in diesem Vers. Ursprünglich war damit das „Ringen“ bei Sportwettkämpfen gemeint. Hier geht es darum, dass sich Christen in einem Kampf mit bösen Geistermächten befinden. Da Paulus im Zusammenhang auch von einer „Waffenrüstung“ spricht, könnte er an zwei Arten von Kampf gedacht haben: den eines Ringers und den eines Soldaten (Eph 6:11-18). Diese beiden Bilder zu kombinieren, ist nicht ungewöhnlich. In damaligen Schlachten kämpfte häufig Mann gegen Mann, und Soldaten waren in der Regel auch gute Ringkämpfer. In 2Ti 2:3-5 vergleicht Paulus Christen ebenfalls mit Soldaten und Wettkämpfern.

die Weltbeherrscher dieser Finsternis: Mit den „Weltbeherrschern“ oder den bösen Geistermächten sind der Teufel und die Dämonen gemeint. (Siehe Anm. zu Joh 12:31.) Diese Mächte wollen die Menschen in Finsternis halten, d. h. verhindern, dass Jehovas Licht sie erreicht. Das mit „Weltbeherrscher“ wiedergegebene Wort kosmokrátōr erscheint in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier. In der antiken Literatur wird es für Götter der griechischen Mythologie gebraucht, z. B. für Hermes.

in den himmlischen Bereichen: Damit ist der unsichtbare, geistige Bereich gemeint, von wo aus Satan, der „Herrscher, der die Macht über die Luft hat“, Einfluss auf die Menschen ausübt (Eph 2:2).

Gürtel der Wahrheit: In alter Zeit schnallten sich Soldaten einen Gürtel um, wenn sie sich für die Schlacht rüsteten (Jes 8:9, Fn.). Die Ausdrücke „den Gürtel anlegen“ oder „sich gürten“ bedeuten folglich „sich bereit machen“. (Siehe Anm. zu Luk 12:35; 17:8.) Passenderweise nennt Paulus diesen Teil der Rüstung als Erstes. Römische Soldaten trugen einen breiten Ledergürtel, der zur Verzierung und Verstärkung mit Metallplättchen besetzt war. Ein festgezogener Gürtel gab dem Soldaten in der Schlacht Stabilität. Zum Schutz des Unterleibs war ein mit Metall beschlagener Schurz am Gürtel befestigt. So wie der Gürtel einem Soldaten Halt gab und Schutz bot, verleiht die göttliche Wahrheit einem Christen Kraft, in Prüfungen standzuhalten. Am Gürtel von römischen Soldaten befand sich normalerweise auch eine Halterung für das Schwert. (Siehe Anm. zu Eph 6:17.) Dieses Bild legt nahe, dass sich Christen immer wieder mit der Wahrheit aus Gottes Wort gegen Angriffe auf ihren Glauben verteidigen müssen. Ein klares Verständnis biblischer Wahrheiten schützt sie vor verkehrten Lehren und Ansichten (Eph 4:13, 14; 1Ti 2:3-7).

Brustpanzer der Gerechtigkeit: Im 1. Jh. trugen römische Soldaten verschiedenartige Brustpanzer. Manche bestanden aus sich überlappenden Eisenschienen, die durch Lederriemen, Haken und Schnallen verbunden waren. So ein Brustpanzer schützte die lebenswichtigen Organe, vor allem das Herz. Laut dem griechischen Geschichtsschreiber Polybios (2. Jh. v. u. Z.) wurde dieser Teil der Rüstung sogar als „Herzschützer“ oder „Herzwächter“ bezeichnet. Paulus war klar, dass Christen gut auf ihr sinnbildliches Herz aufpassen müssen. (Vgl. 1Th 5:8.) Wie der Brustpanzer das Herz eines Soldaten vor Pfeilen und Schwerthieben schützte, so schützt die Liebe zu Gottes gerechten Grundsätzen und Maßstäben das Herz eines Christen (Ps 119:97, 105; Spr 4:23). Auf diesen Schutz sind unvollkommene Menschen aufgrund von sündigen Neigungen ständig angewiesen (Jer 17:9). In den Hebräischen Schriften heißt es von Jehova, er würde Gerechtigkeit „wie ein Panzerhemd“ anziehen (Jes 59:15, 17).

habt die Bereitschaft … als Schuhe an euren Füßen: Oder „seid beschuht mit der Ausrüstung“. In der Schlacht benötigte ein Soldat unbedingt gutes Schuhwerk. Paulus zeigt an diesem Bild, dass ein Christ jederzeit bereit sein sollte, „die gute Botschaft des Friedens bekannt zu machen“ (Jes 52:7; Rö 10:14, 15; 1Pe 3:15). Im 1. Jh. trugen römische Soldaten in der Regel sandalenähnliche Stiefel, die aus drei Lagen Leder bestanden. Die Sohlen waren mit Metallnägeln beschlagen. Diese strapazierfähigen Schuhe sorgten auch auf unwegsamem Gelände für guten Halt und Trittsicherheit.

großen Schild des Glaubens: Das griechische Wort für „großer Schild“, das Paulus hier verwendet, ist von dem Wort für „Tür“ abgeleitet. Der Schild von römischen Soldaten war rechteckig, gebogen und groß genug, um den Körper von den Schultern bis zu den Knien zu schützen. Gewöhnlich bestand er aus einer Art Sperrholz, das mit Leder überzogen war. Seine Kanten waren in Metall eingefasst und in der Mitte hatte er einen metallenen Buckel. Mit dem Schild konnten Soldaten Schwerthiebe, Pfeilschüsse und andere Angriffe abwehren. Ähnlich können Christen allen möglichen Herausforderungen begegnen, wenn sie einen starken Glauben haben, d. h. Jehova und seinen Versprechen voll und ganz vertrauen (Heb 11:1).

alle brennenden Pfeile: Das griechische Wort für „Pfeil“ kann auch mit „Geschoss“ oder „Wurfspieß“ übersetzt werden. In der Antike war es üblich, Pfeile und andere Geschosse in Brand zu setzen und dann auf den Feind abzuschießen; als Brennstoff wurde mitunter Erdöl verwendet. Solche Angriffe konnte ein römischer Soldat mit seinem Schild abwehren. Genauso hilft der Glaube einem Christen, sich gegen alle Angriffe des Teufels – „alle brennenden Pfeile des Bösen“ – zu verteidigen. Paulus hatte erlebt, wie Christen „von Satan überlistet“ wurden, und wusste, dass der Teufel viele hinterhältige Pläne schmiedet (2Ko 2:11). Zu seinen „Pfeilen“ gehören die Versuchung, sexuell unmoralisch zu handeln, das Streben nach Geld und Besitz sowie der emotionale Druck, der durch Ängste und Zweifel entsteht (Rö 8:15; Kol 3:5, 6). Doch wer einen starken Glauben an Jehova hat, kann sämtliche Pläne des Teufels durchkreuzen und alle seine brennenden Pfeile auslöschen (1Pe 5:8, 9).

Helm der Rettung: Römische Soldaten schützten ihren Kopf, ihr Gesicht und ihren Nacken mit einem Helm. Wie Paulus zeigt, ist die Hoffnung, von Gott gerettet zu werden, mit einem solchen Helm vergleichbar (1Th 5:8). Wie ein Helm den Kopf schützt, so ist die christliche Hoffnung ein Schutz für die Gedanken. Satan versucht unterschwellig, das Denken von Christen zu vergiften, z. B. durch Egoismus, Hass und Illoyalität. Gegen solche schlechten Einflüsse kann sich ein Christ wehren, wenn er seine Hoffnung wie einen Helm trägt, d. h. sich darauf konzentriert (Mar 7:20-22; 2Ko 4:4; Off 12:9). Der Teufel steckt auch hinter offener Verfolgung. Doch selbst dann hilft die Hoffnung auf Rettung einem Christen, nicht die Freude zu verlieren (Jes 12:2; Mat 5:11, 12). In den Hebräischen Schriften heißt es über Jehova, dass er den „Helm der Rettung“ oder „des Sieges“ trägt (Jes 59:17, Fn.). Er behält sein Ziel, zu siegen und sein Volk zu retten, immer im Blick (Jer 29:11).

Schwert des Geistes: Das Schwert gehörte zu den wichtigsten Waffen eines römischen Soldaten. Es ist die einzige Angriffswaffe, die Paulus in Eph 6:14-17 nennt. Das mit „Schwert“ übersetzte griechische Wort kann eine kurze Stichwaffe mit ein- oder zweischneidiger Klinge bezeichnen. Die Schwerter von römischen Soldaten waren beidseitig geschliffen und für den Nahkampf gedacht. Sie waren unterschiedlich lang, meist ca. 60 cm. Am Ende des Griffs befand sich oft ein Knauf, damit das Schwert nicht aus der Hand rutschte. (Siehe Mediengalerie, „Römisches Schwert“.) Um das Schwert so geschickt wie möglich zu führen, trainierten viele Soldaten täglich. Christen tun dasselbe mit „Gottes Wort“, ihrer wichtigsten Waffe im Kampf für den Glauben (2Ti 2:15). Paulus wollte nicht sagen, dass Christen andere mit der Bibel attackieren sollen. (Vgl. 1Pe 3:15.) Stattdessen widerlegen sie anhand der Bibel taktvoll falsche Lehren, die Menschen irreführen und gefangen halten (Joh 8:32; 17:17; 2Ko 10:4, 5). Und wie ein Soldat mit seinem Schwert Angriffe von Feinden abwehrte, so gebraucht ein Christ Gottes Wort, um Herz und Sinn vor falschen Lehren und Versuchungen zu schützen (Mat 4:1-11; 2Ti 3:16).

bei jeder Gelegenheit: Bei manchen Gelegenheiten wird öffentlich gebetet, bei anderen im privaten Rahmen. In bestimmten Situationen betet man regelmäßig, z. B. vor einer Mahlzeit. Manchmal wendet man sich aber auch ganz spontan an Gott. Wer immer wieder zu Jehova betet, stärkt seine Bindung zu ihm.

mit jeder Art von Gebet: Nach der Beschreibung der „vollständigen Waffenrüstung“ (Eph 6:11, 14-17) nennt Paulus noch etwas, das für Christen unverzichtbar ist: das Gebet. Das entsprechende griechische Wort meint grundsätzlich, dass man sich ehrfurchtsvoll an Gott wendet. Die Formulierung „mit jeder Art“ zeigt an, dass es unterschiedliche Arten von Gebeten gibt, unter anderem Dank-, Lob- und Reuegebete. Mit Flehen ist gemeint, Gott inständig und eindringlich um etwas zu bitten. (Siehe Anm. zu Apg 4:31.) Wann man von den verschiedenen Gebetsarten Gebrauch macht, hängt von den persönlichen Umständen und Bedürfnissen ab.

als Gesandter in Ketten: Als Paulus den Epheserbrief schrieb, befand er sich in Rom in Haft; deshalb sagt er, er sei „in Ketten“ (Eph 3:1; 4:1). Mit dem Wort „Gesandter“ ist in der Bibel jemand gemeint, der einen Herrscher bei einem bestimmten Anlass offiziell vertritt und einen speziellen Auftrag zu erfüllen hat. Als geistgesalbter Gesandter Gottes überbrachte Paulus den Menschen seiner Zeit die Botschaft, dass Gott ihnen durch Christus Versöhnung anbot. (Siehe Anm. zu 2Ko 5:20.)

dass ich mutig und offen … rede: Oder „dass ich freimütig … rede“. Paulus befand sich in Rom in Gefangenschaft. Hier bittet er seine Glaubensbrüder, für ihn zu beten (Eph 6:19), damit er „mutig und offen [reden]“ kann (eine Form des griechischen Verbs parrēsiázomai). Wie aus der Apostelgeschichte hervorgeht, sprach Paulus während seiner Haft weiterhin „mit aller Offenheit“ (eine Form des verwandten griechischen Substantivs parrēsía) ungehindert über das Königreich Gottes (Apg 28:30, 31). Die Gebete, die andere für ihn sprachen, wurden also offensichtlich erhört. Mutiges und offenes Predigen war ein besonderes Merkmal der ersten Christen (Apg 4:13, 29; siehe Anm. zu Apg 28:31).

Medien

Das Leben eines Sklaven
Das Leben eines Sklaven

Sklaverei war im gesamten Römischen Reich etwas Alltägliches. Das Verhältnis zwischen einem Sklaven und seinem Herrn war im römischen Gesetz bis zu einem gewissen Grad geregelt. Ein Großteil der Arbeiten, die im Haushalt wohlhabender Familien anfielen, wurde von Sklaven verrichtet. Sie kochten, putzten und kümmerten sich um die Kinder. Andere Sklaven arbeiteten in Werkstätten, Bergwerken oder in der Landwirtschaft. Wer etwas gebildeter war, konnte Arzt, Lehrer oder Sekretär sein. Sklaven waren in allen Berufen zu finden, außer im Militär. Unter bestimmten Umständen konnten Sklaven freigelassen werden. (Siehe Worterklärungen zu „Freier Mensch; Freigelassener“.) Die Christen im 1. Jh. stellten sich nicht gegen die staatlichen Regelungen auf dem Gebiet der Sklaverei. Auch befürworteten sie nicht, dass sich Sklaven gegen ihre Herren auflehnten (1Ko 7:21). Sie akzeptierten, dass andere – auch ihre Glaubensbrüder – das Recht hatten, Sklaven zu halten. Deshalb schickte Paulus den Sklaven Onesimus zu Philemon, seinem Herrn, zurück. Weil Onesimus Christ geworden war, unterstellte er sich freiwillig wieder seinem Herrn, der ebenfalls Christ war (Phm 10-17). Paulus gab Sklaven den Rat, ehrlich und fleißig zu sein (Tit 2:9, 10).

Waffenrüstung eines römischen Soldaten
Waffenrüstung eines römischen Soldaten

In seinem Brief an die Epheser vergleicht der Apostel Paulus den Schutz, den ein Diener Jehovas braucht, mit einer Waffenrüstung (Eph 6:11-17). Vielleicht dachte er dabei an die Rüstung eines römischen Soldaten. Jeder Teil der Waffenrüstung war für den Soldaten im Kampf überlebenswichtig. Die geistige Waffenrüstung, die Paulus beschreibt, besteht aus einem Gürtel, einem Brustpanzer, Schuhwerk, einem großen Schild, einem Helm und einem Schwert. In dem Video ist dargestellt, wie die verschiedenen Teile einer römischen Waffenrüstung ausgesehen haben könnten.

Brustpanzer
Brustpanzer

Römische Soldaten im 1. Jh. schützten Brust und Rücken mit verschiedenen Arten von Brustpanzern. Hochrangige Offiziere trugen einen sogenannten Muskelpanzer (1), der ihrem Körper angepasst war. Vorder- und Rückenteil waren auf einer Seite mit Scharnieren verbunden und wurden auf der anderen Seite mit Schnallen oder Schnüren zusammengehalten. Viele Soldaten hatten einen Schuppenpanzer (2), einen Brustpanzer aus Metallplättchen, die aus Eisen oder einer Kupferlegierung bestanden und auf einer Unterlage aus Leder oder Leinen angebracht waren. Andere trugen über einem ledernen Untergewand einen Kettenpanzer (3). Dieser bestand aus Tausenden von Eisenringen, die in Reihen angeordnet und miteinander verwoben waren. Solch ein Panzer bot guten Schutz und war vergleichsweise leicht. Paulus veranschaulicht an dem Brustpanzer, wie Gerechtigkeit, Glaube und Liebe einen Christen schützen (Eph 6:14; 1Th 5:8).

Christen predigen auf einer Straße in Ephesus
Christen predigen auf einer Straße in Ephesus

Ephesus war in der Antike ein wichtiges Handelszentrum. Zwischen dem Theater und dem Hafen der Stadt verlief eine breite Straße, die von Kolonnaden (Säulengängen) gesäumt war. Auf dieser geschäftigen Straße begegneten die Christen allen Arten von Menschen und sprachen mit ihnen über „die gute Botschaft des Friedens“ (Eph 6:15). Paulus, der den Epheserbrief schrieb, kannte die Stadt gut; immerhin hatte er dort drei Jahre lang gepredigt (Apg 20:17, 18, 31). So kam es, dass „alle, die in der Provinz Asien lebten, das Wort des Herrn hörten – sowohl Juden als auch Griechen“ (Apg 19:10). In Ephesus entstand eine blühende Versammlung, die immer größer wurde (Apg 19:20).

Brennende Pfeile
Brennende Pfeile

Auf dem Foto (links) sieht man eine 19 cm lange Pfeilspitze aus römischer Zeit. Hinter der Spitze befindet sich eine Ausbuchtung für Brennmaterial. Manchmal schickte ein Heer einen regelrechten Pfeilhagel über die Mauern einer belagerten Stadt, um sie in Brand zu setzen (siehe rechtes Bild). Wie Paulus schreibt, stehen Christen unter Beschuss des Teufels. Sie können seine „brennenden Pfeile“ aber mit dem „großen Schild des Glaubens“ auslöschen (Eph 6:16).

Römische Helme
Römische Helme

Das Bild zeigt zwei Arten von Helmen, die römische Soldaten im 1. Jh. trugen. Die Helme waren aus Bronze oder Eisen. Hinten befand sich ein Nackenschutz und an den Seiten waren Wangenklappen angebracht. Die meisten Helme hatten einen Stirnbügel, an dem Schläge abgleiten sollten. Damit man sie stundenlang tragen konnte, waren sie innen gefüttert und meist auch gepolstert. Soldaten mussten sich ihre Ausrüstung (inklusive Helm) offensichtlich selbst kaufen. Paulus veranschaulicht an dem Helm etwas, was ein Christ unbedingt braucht: die „Hoffnung auf Rettung“. Wie ein Helm den Kopf eines Soldaten vor tödlichen Schlägen schützte, so schützt die Hoffnung das Denken eines Christen und seine Aussicht auf ewiges Leben (1Th 5:8, 9; Tit 1:2).

Paulus als Gefangener unter Hausarrest
Paulus als Gefangener unter Hausarrest

Während seiner ersten Gefangenschaft in Rom wohnte Paulus in einem gemieteten Haus und wurde von einem Soldaten bewacht (Apg 28:16, 30). Bei den Römern wurden Gefangene üblicherweise mit der rechten Hand an die linke Hand eines Bewachers gekettet. Dadurch blieb die rechte Hand des Bewachers frei. Paulus erwähnt seine Gefangenschaft oder seine Fesseln bzw. Ketten in den meisten inspirierten Briefen, die er während seines Hausarrests in Rom schrieb (Eph 3:1; 4:1; 6:20; Php 1:7, 13, 14, 17; Kol 4:3, 18; Phm 1, 9, 10, 13).