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Angststörungen: Wie kann man helfen?

Angststörungen: Wie kann man helfen?

 Angststörungen: Wie kann man helfen?

„Das Herz schlägt mir oft bis zum Hals, mir bricht der kalte Schweiß aus und ich krieg kaum noch Luft. Ich bekomme Panik, bin total ängstlich und verwirrt“ (Isabella, Mitte 40, leidet an einer Panikstörung).

ANGST lässt sich als ein „Gefühl der Beengtheit, Beklemmung oder Bedrohung“ beschreiben. Beispielsweise wenn man plötzlich einem knurrenden, zähnefletschenden Hund gegenübersteht. Was passiert, wenn der Hund wieder verschwindet? Mit der Bedrohung verschwindet normalerweise auch die Angst. Aber was verbirgt sich hinter dem Begriff Angststörung?

Eine Angststörung kann sich entwickeln, wenn Angst chronisch wird, also bestehen bleibt, obwohl der eigentliche Grund dafür nicht mehr vorhanden ist. Gemäß einer Studie der Technischen Universität Dresden leiden etwa 14 Prozent der europäischen Gesamtbevölkerung an Angststörungen. Ständig wiederkehrende Angstzustände, wie Isabella sie oben schildert, können für die Betroffenen zu einer enormen Belastung werden.

Doch nicht nur die Betroffenen, auch die nahen Angehörigen leiden oft unter dieser Situation. Die gute Nachricht: In einer Veröffentlichung des National Institute of Mental Health (USA) wird erklärt: „Es gibt wirksame Behandlungsmöglichkeiten für Angststörungen; darüber hinaus werden vielversprechende neue Therapien entwickelt, die den meisten Menschen mit Angststörungen helfen können, ein produktives, erfülltes Leben zu führen.“

Wie können Angehörige und Freunde jemandem helfen, der an einer Angststörung leidet?

 Was man tun kann

Verständnisvoll zur Seite stehen: Monica leidet an einer generalisierten Angststörung und einer posttraumatischen Belastungsstörung. Sie erklärt, was ihr zusätzlich zu schaffen macht: „Die meisten können meine emotionalen Probleme nur schwer nachvollziehen.“

Viele Betroffene haben große Angst, missverstanden zu werden, und tun vor anderen so, als sei mit ihnen alles in Ordnung. Oft entwickeln sie deshalb Schuldgefühle, die ihre emotionale Verfassung noch verschlimmern. Umso wichtiger sind für sie dann Angehörige und Freunde, die ihnen verständnisvoll zur Seite stehen.

Fachliche Informationen einholen: Das empfiehlt sich besonders für alle, ob naher Verwandter oder guter Freund, die eng mit jemandem zu tun haben, der an einer Angststörung leidet.

Trost und Zuspruch geben: Im 1. Jahrhundert forderte der Missionar Paulus seine Freunde in der griechischen Stadt Thessalonich auf: „Fahrt . . . fort, einander zu trösten und einander zu erbauen“ (1. Thessalonicher 5:11). Das kann man sowohl durch Worte als auch durch den Klang der Stimme. Ein echter Freund lässt den anderen spüren, wie sehr er ihm am Herzen liegt, und achtet darauf, verletzende Unterstellungen zu vermeiden.

Ein Negativbeispiel sind die drei angeblichen Freunde des treuen Hiob, nach dem auch ein Bibelbuch benannt ist. Diese Männer unterstellten Hiob, er hätte gesündigt und würde das irgendwie verbergen. Sein Leid sei nun die Rechnung dafür.

Das zeigt, wie sehr es darauf ankommt, ein Gespür für die Gefühle des Betroffenen zu entwickeln und ihm aufmerksam zuzuhören. Wichtig ist auch, sich so gut es geht in seine Lage zu versetzen und aus seinen Worten keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Letzteres taten nämlich Hiobs angebliche Freunde und wurden deshalb „leidige Tröster“ genannt. Sie demoralisierten ihn eher noch (Hiob 16:2).

Wer an einer Angststörung leidet, braucht jemand, der ihm wirklich zuhört und mit dem er offen über seine Gefühle sprechen kann. Und als Freund oder Angehöriger haben wir so die Chance zu verstehen, was der andere durchmacht. Die Mühe lohnt sich — vor allem, wenn wir dadurch einem Menschen, der uns wichtig ist, helfen können, sich zu stabilisieren und wieder mehr Freude am Leben zu haben.

 [Kasten/Bild auf Seite 27]

Angststörungen erkennen

Gerade wenn ein naher Angehöriger oder ein guter Freund an einer Angststörung leidet, kommt es darauf an, richtig informiert zu sein. Hier eine Kurzbeschreibung verschiedener Störungen, bei denen Ängste eine Rolle spielen.

Panikstörung Isabella machen nicht nur die Angstattacken als solche zu schaffen. Sie sagt: „Da ist auch ständig die Angst vor neuen Attacken.“ Deshalb meiden viele die Orte, an denen sie bereits einen Angstanfall hatten. Einige trauen sich sogar kaum noch vor die Tür; andere brauchen in Situationen, die ihnen Angst machen, immer jemand an ihrer Seite, dem sie vertrauen. Isabella erklärt: „Einfach nur allein zu sein kann bei mir schon eine Attacke auslösen. Meine Mutter gibt mir da Sicherheit. Ich kann es nicht ertragen, wenn sie nicht in meiner Nähe ist.“

Zwangsstörung Manche verspüren den zwanghaften Drang, sich aus Angst vor Keimen oder Schmutz immer wieder die Hände zu waschen. Renan wiederum leidet an Zwangsgedanken. Er sagt: „Ich drehe mich gedanklich ständig im Kreis, weil ich pausenlos über vergangene Fehler nachgrüble, sie immer wieder neu analysiere und aus allen möglichen Blickwinkeln betrachte.“ Zwanghaft beichtet er anderen diese Fehler und braucht ständig jemanden, der ihm beruhigend zuredet. Doch mithilfe von Medikamenten hat er seine Zwangsgedanken einigermaßen im Griff. *

Posttraumatische Belastungsstörung Dieser relativ junge Begriff bezeichnet psychische Symptome, die nach einem traumatischen Erlebnis auftreten können, bei dem der Betroffene körperlichen Schaden erlitten oder sich bedroht gefühlt hat. Das Erlebte führt häufig zu erhöhter Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit und emotionaler Leere. Die Betroffenen verlieren das Interesse an Dingen, die ihnen früher wichtig waren, und entfernen sich emotional von Menschen, die ihnen eigentlich nahestehen. Einige versuchen, Situationen, die sie an das traumatische Erlebnis erinnern, aus dem Weg zu gehen. Andere werden aggressiv oder sogar gewalttätig.

Soziale Phobie oder soziale Angststörung Daran leiden Personen, die im alltäglichen Umgang mit Menschen extrem unsicher sind und von Ängsten übermannt werden. Einige haben ständig Angst davor, von anderen beobachtet und bewertet zu werden. Tage oder Wochen bevor sie zu einem Treffen oder zu einer Veranstaltung gehen, sind sie stark angespannt. Ihre Angst kann sie so sehr beherrschen, dass Arbeit, Schule und andere Bereiche des Alltags beeinträchtigt werden und sie nur schwer Freunde finden oder Freundschaften aufrechterhalten können.

Generalisierte Angststörung Ein Beispiel dafür ist Monica. Von morgens bis abends wird sie von übertriebenen Sorgen geplagt, die kaum begründet sind. Die Betroffenen rechnen ständig mit irgendeinem Unglück und neigen dazu, sich in Sorgen hineinzusteigern: um die Gesundheit, Geld, die Familie oder Probleme am Arbeitsplatz. Allein schon der Gedanke, einen neuen Tag durchstehen zu müssen, macht vielen Angst. *

[Fußnoten]

^ Abs. 19 Erwachet! empfiehlt keine spezielle Behandlungsmethode.

^ Abs. 22 Die Informationen auf dieser Seite basieren auf einer Veröffentlichung des National Institute of Mental Health (USA). Die Zuordnung im deutschen Sprachraum ist etwas anders.

[Bild auf Seite 26]

Fahrt fort, einander zu trösten