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FÜR DIE FAMILIE | ELTERN

Warum Lesen für Kinder wichtig ist – Teil 2: Buch oder Bildschirm?

Warum Lesen für Kinder wichtig ist – Teil 2: Buch oder Bildschirm?

 Liest mein Kind ein Buch lieber in gedruckter oder digitaler Form?

 Viele Jugendliche würden sich für die digitale Version entscheiden. „Eine Generation, die damit aufgewachsen ist, mit einem Klick den nächsten Link zu öffnen oder in Sekundenschnelle auf die nächste Seite zu scrollen, lässt sich von Büchern nicht so leicht fesseln“, schreibt Dr. Jean M. Twenge. a

 Digitales Lesen hat natürlich seine Vorteile. Der 20-jährige John sagt: „In meiner Schule hatten wir E-Books. Mit der Suchfunktion habe ich schnell die Informationen gefunden, die ich gebraucht habe.“

 Wer etwas in elektronischer Form liest, hat zahlreiche Hilfen zur Hand. Mit nur einem Klick kann man beispielsweise eine Wortdefinition finden, eine Audiodatei anhören, ein Video abspielen oder über einen Link an zusätzliche Informationen kommen. Bedeutet das aber, dass Lesestoff in gedruckter Form keine Vorteile hat?

 Wenn man sich mit einem Thema intensiver auseinandersetzt, bevorzugt so mancher Literatur in Papierform. Warum?

  •   Konzentration. Ein Teenager namens Nathan sagt: „Wenn ich etwas am Bildschirm lese, lenken mich Pop-ups und Mitteilungen oft von dem ab, worauf ich mich konzentrieren will.“

     Karen (20) sieht das ähnlich. „Wenn ich auf dem Handy oder Tablet lese“, sagt sie, „sehe ich andere Apps und lasse mich leicht ablenken oder bekomme Lust, etwas zu spielen.“

     Grundsatz aus der Bibel: „Macht das Beste aus eurer Zeit“ (Kolosser 4:5).

     Zum Nachdenken: Ist mein Kind diszipliniert genug, um sich nicht ablenken zu lassen, wenn es etwas an einem elektronischen Gerät liest oder studiert? Wenn nicht, wie kann ich meinem Kind helfen, sich zu konzentrieren?

     Tipp: Man könnte seinem Kind erklären, dass sich die Hausaufgaben durch digitale Ablenkung nur in die Länge ziehen und nicht mehr so viel Zeit für andere Dinge bleibt.

  •   Textverständnis. In dem Buch Be the Parent, Please heißt es: „Verschiedene wissenschaftliche Experimente haben gezeigt, dass diejenigen, die Texte am Bildschirm lesen, einfach nicht dasselbe Textverständnis haben wie diejenigen, die Texte in Papierform lesen.“

     Einer der Gründe hierfür ist, dass jemand, der am Bildschirm liest, eher dazu neigt, den Text zu überfliegen, statt darüber nachzudenken. „Im Netz … wollen [wir], so schnell wir unsere Finger und Augen bewegen können, so viel Informationen wie möglich sammeln“ sagt der Autor Nicholas Carr. b

     Das hat manchmal auch seine Vorteile. Das Problem ist nur, so Carr weiter, „dass das Überfliegen zu unserem vorherrschenden Lesemodus wird“. Dadurch könnte sich ein Kind angewöhnen, einen Text nur flüchtig zu lesen, statt ihn gründlich zu lesen und wirklich zu verstehen.

     Grundsatz aus der Bibel: „Zusammen mit allem, was du erwirbst, erwirb Verständnis“ (Sprüche 4:7).

     Zum Nachdenken: Wie kann ich meinem Kind helfen, sich intensiver mit einem Thema zu beschäftigen, ob es nun auf Papier liest oder am Bildschirm?

     Tipp: Ausgeglichen bleiben. Es geht nicht darum, sich für eins der Medien zu entscheiden. Beide haben ihre Vorteile. Und tatsächlich können einige Funktionen auf elektronischen Geräten dabei helfen, etwas besser zu verstehen. Man sollte also vernünftig sein und die Vor- und Nachteile mit seinen Kindern besprechen. Auch sollte man bedenken, dass jedes Kind anders ist.

  •   Merkfähigkeit. Gemäß einem Artikel von Ferris Jabr, der in der Zeitschrift Scientific American veröffentlicht wurde, verbraucht das Lesen auf elektronischen Geräten im Vergleich zum Lesen auf Papier „mehr unserer mentalen Ressourcen …, und es ist etwas schwieriger, uns an das zu erinnern, was wir gelesen haben“.

     Wenn man beispielsweise ein gedrucktes Buch liest, erinnert man sich später oft daran, an welcher Stelle auf einer Seite man etwas gelesen hat – so, als hätte man im Gedächtnis eine Art Lesezeichen. Dadurch kann man die Stelle später leichter wiederfinden.

     Wie Wissenschaftler außerdem festgestellt haben, können sich diejenigen, die von Papier lesen, oft besser an das Gelesene erinnern, weil sie es sich offensichtlich besser eingeprägt haben.

     Grundsatz aus der Bibel: „Bewahre praktische Weisheit und Denkfähigkeit“ (Sprüche 3:21).

     Zum Nachdenken: Versteht mein Kind, was es gelesen oder studiert hat, und erinnert es sich daran? Wenn nicht, wie kann ich meinem Kind helfen, seine Lerngewohnheiten zu verbessern? Würde es ihm helfen, das Buch auf Papier zu lesen?

     Tipp: Es geht darum, was das Kind gut kann, und nicht so sehr darum, was es möchte. Die eigene Fähigkeit, am Bildschirm zu lesen, wird leicht überschätzt.

a Aus dem Buch iGen.

b Aus dem Buch Wer bin ich, wenn ich online bin … und was macht mein Gehirn solange?