Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

 TITELTHEMA

Wege zum Glücklichsein

Wege zum Glücklichsein

„Wenn ich verheiratet bin und Kinder habe, dann bin ich glücklich.“

„Wenn ich erst mal ein eigenes Haus habe, dann bin ich glücklich.“

„Wenn ich den Job kriege, dann bin ich glücklich.“

„. . . dann bin ich glücklich.“

AUCH schon mal so gedacht? Wenn dann das Ziel erreicht oder der Herzenswunsch erfüllt war, hat das Glück angehalten? Oder kam danach doch wieder das Gefühl, dass einem irgendetwas fehlt? Natürlich, wenn man sich etwas Schönes leistet oder etwas erreicht, worauf man hingearbeitet hat, freut man sich. Aber das kann auch ganz schnell wieder vorbei sein. Dauerhaftes Glück ist nicht nur von Besitz und Erfolg abhängig, sondern wie bei einer guten Gesundheit spielen immer mehrere Faktoren zusammen.

Jeder Mensch ist ein Individuum. Was den einen glücklich macht, macht den anderen vielleicht gar nicht glücklich. Außerdem verändert man sich im Laufe des Lebens. Trotzdem scheint es einige grundlegende Glücksfaktoren zu geben. Für echtes Glück ist es zum Beispiel wichtig, zufrieden zu sein, Neid nicht zuzulassen, zu lieben und geliebt zu werden und die innere Stärke zu entwickeln, aus jeder Situation das Beste zu machen. Wieso kann man das sagen?

 1. ZUFRIEDEN SEIN

Ein Kenner der menschlichen Natur stellte fest, dass „Geld zum Schutz dient“, doch er schrieb auch: „Wer nur Silber liebt, wird mit Silber nicht gesättigt werden noch jemand, der Reichtum liebt, mit Einkünften. Auch das ist Nichtigkeit“ (Prediger 5:10; 7:12). Damit brachte er auf den Punkt, dass Geld zum Überleben zwar nötig ist, ein gieriger Mensch aber nie zufrieden sein wird, weil er einfach nicht genug bekommt. Derjenige, der das feststellte, war der weise König Salomo. Im Selbstexperiment untersuchte er, ob man echtes Glück durch Vermögen und ein luxuriöses Leben sicherstellen kann. Er sagte: „Irgendetwas, was meine Augen forderten, enthielt ich ihnen nicht vor. Ich hielt mein Herz nicht zurück von irgendwelcher Art Freude“ (Prediger 1:13; 2:10).

Mit dem immensen Vermögen, das er angesammelt hatte, baute Salomo große Häuser, legte herrliche Gärten mit Teichen an und scharte eine beträchtliche Dienerschaft um sich. Er erfüllte sich jeden Herzenswunsch. Sein Experiment machte ihn schon irgendwie glücklich, aber nicht für lange. Er kam zu dem Schluss: „Alles war Nichtigkeit.“ Für ihn hatte das Ganze überhaupt keinen bleibenden Wert. Sein Leben widerte ihn sogar an! (Prediger 2:11, 17, 18). Salomo wurde bewusst: Wer immer nur auf der Suche nach dem „Verwöhnaroma“ im Leben ist, der fühlt sich letzten Endes unzufrieden und leer. *

Bestätigen moderne Studien diese alten Weisheiten? In einem Artikel war zu lesen: „Sind die Grundbedürfnisse befriedigt, trägt zusätzliches Einkommen wenig zum subjektiven Wohlbefinden bei“ (Journal of Happiness). Man ist sogar zu der Erkenntnis gekommen, dass ein gesteigertes Konsumverhalten Glück nach und nach zerstören kann — besonders, wenn dafür moralische und religiöse Werte geopfert werden.

BIBELTIPP: „Eure Lebensweise sei frei von Geldliebe, indem ihr mit den vorhandenen Dingen zufrieden seid“ (Hebräer 13:5)

2. NICHT NEIDISCH SEIN

Neid wird definiert als „Empfindung, Haltung, bei der jemand einem andern dessen Besitz oder Erfolg nicht gönnt und selbst haben möchte“. Wie ein bösartiger Tumor können Neidgefühle das Leben überwuchern und Glück zerstören. Wie kann sich Neid festsetzen? Wie kann man feststellen, ob man selbst davon befallen ist? Und welches Mittel hilft gegen Neid?

In einem Nachschlagewerk für Sozialpsychologie heißt es, dass unser Neid eher Menschen trifft, die uns ähnlich sind, zum Beispiel was Alter, Lebenserfahrung und das soziale Umfeld angeht (Encyclopedia of Social Psychology). So ist ein Geschäftsmann wahrscheinlich nicht wirklich neidisch auf einen Filmstar, aber vielleicht auf einen anderen Geschäftsmann, der erfolgreicher ist.

Dazu ein Fall aus dem alten Persien: Einige hohe Beamte des Königs beneideten nicht etwa den König selbst, sondern einen anderen hohen Beamten namens Daniel, der erfolgreicher war als sie. Sie wollten ihn sogar umbringen — sicher kein Ausdruck puren Glücks. Ihre Pläne schlugen allerdings fehl (Daniel 6:1-24). „Man muss sich bewusst sein, dass in Neid Feindseligkeit steckt“, führt das eben zitierte Nachschlagewerk aus. „Diese Feindseligkeit erklärt auch, warum  historisch betrachtet so viele Gewalthandlungen mit Neid zu tun haben.“ *

Neid kann einen derart vergiften, dass man die schönen Seiten des Lebens nicht mehr genießen kann

Woher soll man wissen, ob man mit Neid ein Problem hat? Angenommen, jemand, der mit uns auf gleicher Stufe steht, landet einen Erfolg. Kommt da Freude auf oder Frust? Oder einem Geschwister, einem begabten Schulkameraden oder Arbeitskollegen gelingt etwas nicht. Tut es einem für ihn leid oder macht sich Schadenfreude breit? Tendiert man zu „Frust“ und „Schadenfreude“, hat man wahrscheinlich mit Neid ein Problem (1. Mose 26:12-14). „Neid kann einen derart vergiften, dass man die schönen Seiten des Lebens nicht mehr genießen kann und die Dankbarkeit für das viele Gute, was man hat, erstickt wird . . . Die Tendenz zum Neidischsein trägt wohl kaum zum Glück bei“ (Encyclopedia of Social Psychology).

Ein Mittel gegen Neid ist echte Bescheidenheit und Demut. Dann erkennt man nämlich die Fähigkeiten und Qualitäten anderer an und schätzt sie. In der Bibel wird der gute Rat gegeben: „[Tut] nichts aus Streitsucht oder aus Ichsucht . . . , sondern [achtet] in Demut die anderen höher . . . als euch selbst“ (Philipper 2:3).

BIBELTIPP: „Lasst uns nicht ichsüchtig werden, indem wir miteinander wetteifern und einander beneiden“ (Galater 5:26)

3. LIEBEN UND GELIEBT WERDEN

„Wie zufrieden man mit seinem Leben ist, hat wesentlich mehr damit zu tun, wie geborgen man sich in Beziehungen zu anderen fühlt, als mit dem Job, dem Einkommen, dem Umfeld oder auch der Gesundheit“, so das Buch Social Psychology. Einfach gesagt: Menschen müssen lieben und geliebt werden, um wirklich glücklich sein zu können. Ein Bibelschreiber drückte es so aus: „Wenn ich . . . nicht Liebe habe, so bin ich nichts“ (1. Korinther 13:2).

Für Liebe ist es nie zu spät. Das sieht man an Vanessa. Sie hatte einen sehr schlechten Vater, der Alkoholiker war. Mit 14 lief sie von zu Hause weg und lebte von da an bei Pflegefamilien. Einmal kam sie auch in einem heruntergekommenen Obdachlosenheim unter. Sie weiß noch, wie sie Gott dort angefleht hat, ihr doch zu helfen. Man könnte es als eine Antwort auf ihr Gebet sehen, dass sie danach zu einer Familie kam, die das biblische Prinzip auslebte: Liebe ist geduldig und freundlich (1. Korinther 13:4). Durch diese Menschen und auch durch das, was sie aus der Bibel lernte, blühte sie auf, ihre emotionalen Wunden heilten und auch ihre Leistungen verbesserten sich. „In der Schule hab ich keine Fünfen und Sechsen mehr bekommen, sondern im schlimmsten Fall eine Drei“, sagt sie.

Natürlich kam Vanessa nicht ohne seelische Narben davon. Aber trotzdem ist sie glücklich. Heute ist sie verheiratet und Mutter von zwei Töchtern.

BIBELTIPP: „Kleidet euch mit Liebe, denn sie ist ein vollkommenes Band der Einheit“ (Kolosser 3:14)

4. AUS ALLEM DAS BESTE MACHEN

Es gibt wohl niemand, der ein problemfreies Leben hat. Schon die Bibel sagt, dass es „eine Zeit zum Weinen und . . . eine Zeit zum  Klagen“ gibt (Prediger 3:4). Die innere Stärke, aus jeder Situation das Beste zu machen, hilft einem, solche Zeiten durchzustehen — wie ein Stehaufmännchen Rückschläge zum Vorteil zu nutzen. Das ist auf jeden Fall die Strategie von Carol und Mildred.

Carol machen Verschleißerscheinungen im Rücken, Diabetes und Schlafapnoe zu schaffen und sie ist durch eine Netzhautschädigung auf dem linken Auge blind geworden. Trotz allem meint sie: „Ich achte darauf, dass meine Tiefphasen nicht zu lange dauern. Eine Runde Selbstmitleid darf schon sein, aber dann ist auch wieder Schluss und dann danke ich Gott für das, was ich noch machen kann — besonders für andere.“

Mildred gehört auch nicht zu den Gesündesten. Sie hat unter anderem Arthritis, Brustkrebs und Diabetes. Aber genauso wie Carol versucht sie, sich nicht auf ihre Probleme zu konzentrieren. „Mir ist es wichtig geworden, Menschen zu lieben und sie zu trösten, wenn sie mit ihren Krankheiten zu kämpfen haben. Das tut mir selbst übrigens auch gut“, schreibt sie. „Ich hab festgestellt: Wenn ich etwas für andere tue, bin ich weniger auf mich fixiert.“

Carol und Mildred finden es schön, für andere da zu sein

Carol und Mildred achten natürlich darauf, dass sie medizinisch gut versorgt sind, aber bei ihnen dreht sich nicht alles nur darum. Sie versuchen, aus jedem Tag das Beste zu machen und für alles den richtigen Blick zu bewahren. Deswegen sind sie von innen heraus glücklich, und das kann ihnen niemand nehmen. Außerdem werden sie von anderen sehr geliebt und sie geben vielen Auftrieb, die selbst gerade schwere Zeiten durchmachen.

BIBELTIPP: „Glücklich ist der . . . , der die Prüfung erduldet, denn nachdem er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen“ (Jakobus 1:12)

Die Weisheit aus der Bibel ist für die, die sich daran halten, „ein Baum des Lebens . . . und die sie festhalten, sind glücklich zu nennen“ (Sprüche 3:13-18). Ja, die Bibel ist eine wahre Fundgrube an Lebensweisheiten, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Der Autor dieses heiligen Buches ist nämlich „der glückliche Gott“, der jeden von uns gern glücklich sehen möchte (1. Timotheus 1:11).

^ Abs. 11 Wie Salomos Experiment verlief, ist in Prediger 2:1-11 nachzulesen.

^ Abs. 17 Ein markantes Beispiel aus der Geschichte betrifft Jesus Christus, der laut Markus 15:10 von den „Oberpriestern aus Neid überliefert“ wurde, um hingerichtet zu werden.